Anprobe/ Kauf
Schuhe müssen passen:

Vom gesamten Ausrüstungsbereich sind die Schuhe sicherlich der schwierigste Teil. Denn zu klein oder zu gross gekaufte Schuhe bringen nur Ärger und Schmerzen - und landen schliesslich in der Ecke. Stabile Schuhe verändern sich in der Länge kaum, d.h. sie müssen von Anfang an in der Länge passen. In der Weite dagegen passen sich Lederschuhe etwas an, es ist eine Eingehzeit notwendig. Der Fachmann hat die Möglichkeit, evtl. Problembereiche individuell mit geeigneten Geräten und Werkzeugen anzupassen.


Socken:

Verwenden Sie zur Anprobe möglichst die Socken, die Sie später für Ihre Touren verwenden. Diese sollten kein grobes Muster haben. Verstärkungen im Fersenbereich (z.B. Rohner-Funktionssocken) haben sich bewährt. Um sich in Schuhen wohl zu fühlen muss das Klima stimmen, dazu braucht man die richtigen Socken, denn gute Schuhe können mit falschen Socken stark abgewertet werden. Bei GORE-TEX Schuhen sind die richtigen Socken ein Muss.


Schuhgrösse:

Jeder Fuss ist anders, es gibt keine Norm für die Passform von Schuhen. Daher machen Sie am besten Gehproben auf ebenem Boden und auf einer schiefen Ebene (z.B. Treppe). Druckstellen machen sich dann sehr schnell bemerkbar (evtl. anpassen lassen).

WICHTIG: Der Fuss braucht freien Raum vor den Zehen und guten Fersensitz!


Nur ein Schuh, der wirklich passt, macht auch Freude.

Bedenken Sie bitte bei der Wahl Ihres Schuhs, dass bedingt durch Leistenform, Modell und Ausstattung Grössenbezeichnungen unterschiedlich ausfallen können. In unseren technischen Angaben verwenden wir deutsche (D), englische (GB) oder amerikanische (US) Grössen.


D 36 37 37,5 38 39 39,5 40 40,5 41 42
GB 3 4 4,5 5 5,5 6 6,5 7 7,5 8
US 4 4,5 5 5,5 6 6,5 7 7,5 8 8,5
D 42,5 43 44 44,5 45 45,5 46 47 47,5 48
GB 8,5 9 9,5 10 10,5 11 11,5 12 12,5 13
US 9 9,5 10 10,5 11 11,5 12 12,5 13 13,5



Schnüren:

Auch das richtige Schnüren ist sehr wichtig. Um ein "Nachlassen" der Schnürung zu vermeiden, hat sich bewahrt, beim Wanderschuh einzelne Haken von oben nach unten zu schnüren.



Einlaufen:

Ein guter Lederschuh passt sich Ihrer Fussform an. Vor der ersten Tour die Schuhe zu Hause einlaufen. Bei extremer Fussform im Fachgeschäft an den Problemzonen "weiten" lassen (oder als Selbsthilfe die Schuhe nass machen und einlaufen). Bei vielen Modellen können die eingelegten Fussbetten gegen eine vom Orthopäden gefertigte Einlage ausgetauscht werden.


Pflege:

Lederschuhe bester Qualität sind von Anfang an nahezu wasserdicht. Damit es so bleibt, müssen sie regelmässig und ordentlich gepflegt werden, am besten schon vor der ersten Tour.

Zur Lederpflege empfiehlt sich Wachs. Den gut gesäuberten und trockenen Schuh einreiben, anschliessend mit einem Föhn erwärmen und das Wachs ins Leder einmassieren. In Ruhe einziehen lassen! Von Fetten ist abzuraten. Im Laufe der Zeit wird das Leder durch Fette erstens schwammig und zweitens bilden nichtsynthetische Fette durch bakterielle Zersetzungsprozesse Säuren, die das Leder angreifen.

Schuhe aus Leder oder Kunstfasergewebe kombiniert mit Veloursleder, in die eine wasserdichte Membran eingearbeitet ist (z.B Gore-Tex), sind wasserdicht. Trotzdem muss das Aussenmaterial mit Imprägnierpumpspray (TOKO Proof & TOKO Care) regelmässig gepflegt werden, damit es keine Feuchtigkeit aufnimmt und schnell trocknet.

Nicht jedes Mittel ist für jeden Schuh empfehlenswert; die Gebrauchsanweisung gibt Auskunft. Bleiben Sie bei einem Produkt, dem Leder tut Kontinuität gut!

Zur Pflege gehört auch, den Schuh während der Tour immer wieder ausgiebig zu lüften und zu trocknen. Hauruck-Verfahren sind in diesem Fall allerdings nicht der richtige Weg; durch grosse Hitze (direkt am Hüttenofen) leidet das Leder.



Der Aufbau des Stiefels
Alles beginnt beim Leisten

Jeder Schuhmacher hat einen individuellen Leisten (Holz- oder Kunststoffu??, auf dem ein Schuh konstruiert wird). Im Hause Meindl entstehen z.B. recht breite Schuhe, bei Raichle und Lowa schmale, Hanwag bietet ein mittleres Ma??. Im Aufbau sind die Schuhe ??hnlich, schlie??lich haben sie alle den selben Zweck! Variierende Details sind die Handschrift der Hersteller.


Der Aufbau eines Stiefels

Die Qualität und Verarbeitung des Oberschuhs ist entscheidend für den gesamten Stiefel (siehe Stiefelleder, Kunstfasergewebe & Veloursleder); je weniger Nähte, desto weniger Nahtlöcher, durch die Wasser eindringen kann.


1: Polsterung
2: Einlegesohle
3: Schaftverstärkung
4: Wetterschutzrand
5: Brandsohle
6: Dämpfungskeil
7: Laufsohle


Ein halbhoher, gepolsterter Schaft ist üblich. Er schützt und stützt Knöchel und Gelenk - auf Geröllfeldern und abseits der Pfade absolut notwendig.

Die Zunge ist gepolstert. Um Druckstellen am Spann zu verhindern, muss sie fest und faltenfrei anliegen; ein Fixierhaken sorgt dafür. Links und rechts der Zunge wehren Laschen aus dünnem Leder Wasser ab; kurz Wasser(schutz)laschen. Im Fersenbereich ist eine vorgeformte Kappe eingesetzt, die den Schuh stabilisiert, den Fuss ebenfalls stützt und in der Position hält.

Als Futter wird Leder oder Kunstfasergewebe verwendet. Im Kunstfaserbereich hat sich Cambrelle durchgesetzt (Nadelfilz aus Polyamid, antibakteriell ausgerüstet). Vorteil: es ist abriebfest und trocknet extrem schnell. Aus Schuhen mit Membran nicht wegzudenken.

Leder als Futter ist eine zweischneidige Geschichte. An sich ist es angenehmer zu tragen. Es nimmt Feuchtigkeit auf, der Stiefel erscheint von innen trockener und der Fuss sitzt fester. Ist der Stiefel allerdings richtig durchgeschwitzt, wird das Leder unangenehm glitschig und trocknet sehr schwer - es können Blasen entstehen. Um beide Vorteile zu nutzen, gibt es Schuhe mit Cambrelle im Fussbereich und Leder als Futter in der Ferse.

Natürlich hat jeder Wanderschuh ein Fussbett. Und um den individuellen Voraussetzungen bis ins Letzte gerecht zu werden, kann es in der Regel ausgetauscht und beispielsweise durch eine orthopädische Einlage ersetzt werden.

Oberschuh und Sohle werden durch die Brandsohle verbunden. Sie ist aus Leder, lederähnlichem Texon oder (ganz schlecht) Press-Pappe. Zwicken (vernähen, klammern) oder Kleben sind die gängigen Verbindungen. Zwiegenähte Schuhe (z.B. MEINDL) sind selten geworden. Es ist die traditionelle Verarbeitungsweise, bei der Brandsohle und Oberschuh mit doppelten Zwirn vernäht werden. Die Brandsohle ist der Kern des Schuhs; sie legt die Steifigkeit fest.

Zwischen Brand- und Laufsohle liegt eine dämpfende Zwischensohle aus Polyurethan oder EVA (Ethylen/Vinylacetat). Sie unterstützt die federnde Funktion des Fusses und ersetzt im Grunde den weichen Boden, für den unser Skelett ursprünglich ausgelegt ist. Schont folglich Sprung-, Knie- und Hüftgelenk.

Je nach Hersteller ist der Fersenbereich durch einen (Weichtritt-)Keil oder ein ausgeklügeltes Dämpfungssystem verstärkt.

Aussen wird die Verbindung von Oberleder und Laufsohle durch den Wetterschutzrand verdeckt. Er schützt die Verbindung und verhindert das Eindringen von Wasser.

Ganz unten: die Laufsohle aus Gummi und ein sehr wichtiger Punkt für den Kauf eines Schuhs. Haltbarkeit und Abrieb sind eine Frage der Mischung, über die nicht öffentlich gesprochen wird - ähnlich dem Coca Cola Rezept. Die Praxis zeigt, was sich bewährt! Zur Zeit ist Vibram der unumstrittene Marktführer.

Zu guter Letzt bleibt das Profil der Laufsohle. Es muss griffig sein. Je nach Einsatzbereich und folglich dem Stiefel angepasst, ist es mal kräftiger, mal flacher. Abgelaufene Profilsohlen können beim Schuster ersetzt werden. Allerdings nur bei denen, die entsprechendes Material zur Verfügung haben!

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